29. August 2024 Jan Knaak, Henrik Ørskov
Willkommen zu den aktuellen Markttrends für rostfreien Edelstahl, wo wir bei Damstahl einen Blick auf die dynamische Lage der Branche werfen. Sie erhalten einen Einblick in die aktuellen Marktentwicklungen und wir werden über die Situation in den Bereichen Preisentwicklung, Energie und Transport sowie über die Verfügbarkeit der verschiedenen Produktgruppen sprechen.
In den vergangenen Wochen war es auf dem Markt eher ruhig und daher im Allgemeinen weniger aktiv. Dabei zeichnet die deutsche Wirtschaft ein durchwachsenes Bild. Die Erwartungen wurden nach unten korrigiert, was vor allem auf die schwächeren Marktzahlen aus den USA und China zurückzuführen ist. Diese Entwicklung wirkt sich insbesondere auf die stark vom Export abhängige deutsche Wirtschaft aus. Auch für den Rest der Eurozone sind die Erwartungen nicht sehr optimistisch. Im Folgenden betrachten wir die Situation für die Edelstahlindustrie etwas näher:
In unserem letzten Marktnewsletter haben wir von einem starken Nickel mit einem Wert von ca. 21.000 $/t bis Mitte Juli berichtet. Wenn wir heute (19.08.24) die Zahlen überprüfen, zeigt sich ein deutlich niedrigerer Wert mit ca. 16.400 $/t, während der Tiefststand zwischenzeitlich bei 15.400 $/t lag. Dies führte zu einem starken Druck auf die Legierungszuschläge, die in jüngster Zeit kontinuierlich gesunken sind. Für die Abschwächung des Nickelpreises gibt es verschiedene Gründe, wobei sich hier kein bestimmter herauskristallisiert. Es scheint, dass die seit Langem erwartete Verknappung von Nickel der Klasse 1 nicht eintreten wird, da die Bestände an der LME kontinuierlich zunehmen.
Für Chrom warten wir derzeit noch auf ein neues Preissystem, nachdem die Veröffentlichung des Benchmarkpreises im Mai von Merafe Resources eingestellt wurde. In der Presse ist zu lesen, dass derzeit an einem optimierten System gearbeitet wird, dessen konkrete Ausgestaltung jedoch noch nicht bekannt ist.
Im Markttrend vom April wurde Ferromolybdän mit einem Wert von ca. 48.000 $/t ausgewiesen. In der Zwischenzeit wurde ein Höchststand von ca. 57.000 $/t erreicht. Der Preis für Ferromolybdän liegt heute (19.08.24) bei 49.500 $/t und ist damit auf einen ähnlichen Wert wie im April gesunken. Der Preis spiegelt das saisonale Verhalten von Ferromolybdän wider, das mit der ruhigeren Sommersaison einhergeht.
Obwohl wir uns noch in der Sommersaison befinden und Erdgas aufgrund der hohen Temperaturen weniger benötigt wird, ist ein leichter Anstieg des Preises auf etwa 38,60 €/MWh zu beobachten. Aufgrund des auslaufenden Pipeline-Abkommens zwischen Russland und der Ukraine ist mit einem weiteren Anstieg zu rechnen. Dies führt zu einer erhöhten Unsicherheit hinsichtlich der Energieversorgung in Europa. Asien benötigt große Mengen an LNG, während Europa bislang noch keinen nennenswerten Anteil daran hat. Grund dafür ist, dass der Großteil des Bedarfs derzeit aus den USA oder Norwegen importiert wird.
Endlich zeichnet sich eine Entspannung der Lage ab, seit der Konflikt am Roten Meer seinen Anfang nahm. Der SCFI-Frachtindex (Fernost-Import) hat in den vergangenen Wochen einen leichten Rückgang zu verzeichnen. Wir können außerdem feststellen, dass es immer einfacher wird, feste Termine zu bekommen.
Die Hochsaison hat dieses Jahr aus verschiedenen Gründen früher begonnen. Das lag primär an einem unsicheren Markt, in dem niemand abschätzen konnte, wie sich die verfügbaren Kapazitäten auswirken würden, und natürlich auch an den anhaltenden Kostensteigerungen.
Darüber hinaus startete China die Einführung von Elektroautos auf dem europäischen Markt, was sich ebenfalls stark auf die Nachfrage auswirkte. Alles in allem scheint die Hochsaison vorbei zu sein, weshalb die Branche jetzt eine geringere Nachfrage verzeichnet.
Auch wenn noch ein weiter Weg zurückzulegen ist, bis wir wieder eine akzeptable Situation erreicht haben, ist dies eine sehr positive Entwicklung.
Nach dem allgemeinen Rückgang der Geschäftsaktivitäten aufgrund von Sommerferien in Europa und Skandinavien haben wir nun wieder einen normalen Betriebsablauf erreicht.
Derzeit zeigt sich das Verhältnis von Angebot und Nachfrage noch ausgeglichen und stabil. Insbesondere in den vergangenen zwei Wochen sind die Ölzuschläge gesunken, was sich deutlich auf den Straßensektor auswirkt. Wir stehen kurz vor der Hochsaison, die üblicherweise einen zusätzlichen Druck auf das Preisniveau und die Kapazitäten ausübt.
Im Gegensatz zu den Entwicklungen bei den Rohstoffen waren die Schrottpreise in den vergangenen Monaten stabil. Der Preis für Edelstahlschrott ist heute (19.08.24) leicht gesunken. Dies ist auf die geringere Nachfrage in Europa und die reduzierten Aktivitäten in den europäischen Werken während der Sommerzeit zurückzuführen. Wir möchten noch einmal betonen, dass Schrott eine Schlüsselrolle in der grünen Agenda der Edelstahlindustrie spielt und daher im Laufe der Zeit zu einem wichtigen Rohstoff werden wird.
Die Angebotssituation für Stabstahl präsentiert sich derzeit als äußerst stabil. Wir verzeichnen stabile Preise und Lieferfristen sowohl für europäisches als auch für asiatisches Material. Bei beiden Lieferquellen ist die Nachfrage schwach, und es stehen Kapazitäten für schnelle Lieferungen zur Verfügung. Bei Lieferungen aus Asien gilt es jedoch, die Quoten zu berücksichtigen.
Auch bei nahtlosen Rohren können wir Ihnen eine stabile Versorgungslage gewährleisten. Die Lieferzeiten aus europäischer Produktion sind relativ kurz, während die Lieferzeiten aus Indien mit 6–8 Monaten stabil bleiben. Insgesamt bestehen in diesem Produktbereich keine nennenswerten Bedenken.
Nach der Sommerpause ist die Marktaktivität in Europa relativ gering, insbesondere im südlichen Teil Europas, wo die Ferien andauern. Die Lebensmittel- und Pharmaindustrie in den Nordics zeigt weiterhin gute Aktivitäten. Unsere italienischen Rohrhersteller verfügen bereits über gute Lagerbestände an Fertigwaren, was auch für Projekte volle Verfügbarkeit und kurze Lieferzeiten bedeutet. Unsere asiatischen Partner berichten von einer weiterhin geringen Aktivität, sodass wir auch hier eine gute Gelegenheit haben, Raum für verschiedene Projektaufträge zu bekommen. Angesichts der sinkenden Frachtraten ist dies von Vorteil.
Nach der Wiederaufnahme der Produktion in allen europäischen Werken steht die gesamte Kapazität zur Verfügung. Acerinox ist zu 100 % ausgelastet und hat seinen gesamten Auftragsbestand aus der Streikperiode abgearbeitet. Eine Prognose zur tatsächlichen Nachfrage bzw. zum Aktivitätsniveau in Europa ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht möglich. Es bestehen noch freie Kapazitäten für die Auslieferung im Oktober. Es wird interessant sein, die Entwicklung der Importzahlen aus Asien zu verfolgen. Die Entscheidung der Europäischen Kommission im Zusammenhang mit Antidumping- und Antisubventionszöllen auf kaltgewalzte Bleche und Coils aus Indonesien ist hierfür maßgeblich. Das Material wird über Taiwan, Vietnam und die Türkei in die EU importiert.
Der Konflikt am Roten Meer hat unsere Lieferkette aus Asien beeinträchtigt. Wir sind jedoch zuversichtlich, dass sich die Situation inzwischen verbessert hat. Die Produktionszeiten in Asien bleiben konstant, sodass die Zuverlässigkeit unserer Lieferkette aus dieser Region weiterhin gewährleistet ist. Wir möchten Sie darüber in Kenntnis setzen, dass die Lieferzeiten der europäischen Lieferanten für Lagermaterial unverändert bleiben. In den vergangenen Monaten haben wir jedoch längere Produktionszeiten für Fittings mit größerem Durchmesser beobachtet, was zu längeren Lieferzeiten in diesem speziellen Produktbereich führt.
Hinsichtlich der Preisgestaltung war mit Erhöhungen aufgrund steigender Rohstoffkosten zu rechnen. Der Markt hat jedoch stattdessen eine Preiskorrektur erfahren. Die erwarteten Preiserhöhungen für Fittings und Flansche sind nicht eingetreten. Einige Anbieter haben versucht, die Preise nach oben zu treiben, insgesamt ist der Markt jedoch stabil geblieben. In Anbetracht der aktuellen Rohstoffkosten und des Ausbleibens signifikanter Preiserhöhungen rechnen wir nicht mit einer baldigen Änderung der Preisgestaltung.
Im Verlauf des Sommers sind die Preise für Aluminium und Kupfer um mehr als 5 % gefallen. Die gesunkenen Produktionszahlen sowie die steigende Arbeitslosigkeit in China haben zu einem Rückgang der Preise beigetragen. Darüber hinaus hat die chinesische Regierung entgegen aller Erwartungen entschieden, die Rohstoffproduktion nicht zu unterstützen. Die Preise haben sich jedoch stabilisiert und sind gegen Ende August wieder gestiegen.
Nach Monaten der niedrigen Produktion in China ist nun wieder ein Anstieg zu verzeichnen. Dies resultierte in einem Rückgang des Aluminiumpreises um 300 $/t im Juli. Die Preise verharren auch im August auf niedrigem Niveau, zeigen jedoch gegen Ende des Monats eine leichte Erholung und liegen aktuell bei rund 2.490 $/t.
Im Verlauf des Monats Juli ist der Kupferpreis von 10.000 $/t auf 8850 $/t zum Ende des Monats gefallen. Die Preise haben sich erholt und notieren derzeit bei 9100 $/t.
Es besteht weiterhin die Hoffnung, dass die Kupferpreise erneut über 10.000 /t ansteigen werden. Die Nachfrage nach dem grünen Wandel ist größer als die Produktionskapazitäten. Daher gehen wir davon aus, dass der fallende Preis lediglich Ausdruck der Nervosität aufgrund der schwachen chinesischen Produktionszahlen ist.
Im Vergleich zu unseren letzten Markttrends ist ein leichter Anstieg der Preise auf dem Markt für rostfreien Edelstahl zu verzeichnen. In den kommenden Monaten ist mit stagnierenden bis leicht fallenden Preisen zu rechnen, trotz der Prognose eines steigenden Nickelpreises. Das Aktivitätsniveau und damit die Nachfrage sind nach wie vor der größte und entscheidende Faktor, sodass wir noch keine Aussagen über das Niveau in den kommenden Monaten treffen können.
Wir beobachten eine zurückhaltende bis abwartende Haltung in mehreren unserer Kundensegmente. Diese Entwicklung wird auch durch den PMI für das verarbeitende Gewerbe der Eurozone bestätigt, der im August 2024 mit einem Wert von 45,6 den niedrigsten Stand seit acht Monaten erreichte. In anderen Branchen und Industrien hingegen ist ein hohes Aktivitätsniveau zu verzeichnen. Es ist jedoch noch zu früh, um Schlussfolgerungen zu ziehen, da einige der größten Mitgliedsländer der EU weiterhin im Sommerurlaub sind.
Wir gehen davon aus, dass die erwarteten Zinssenkungen in den USA und der EU das allgemeine Aktivitätsniveau positiv beeinflussen werden. Daher glauben wir auch an die globale PMI-Prognose von JP Morgan, die einen Anstieg für das vierte Quartal 2024 prognostiziert. Wir verzeichnen eine gute Warenverfügbarkeit in unseren Lagern und können jeden Bedarf mit kurzen Lieferzeiten und hohem Serviceniveau bedienen – nicht zuletzt dank unserer brandneuen Hochregallager in Langenfeld und Skanderborg.