2. Mai 2024 Jan Knaak, Henrik Ørskov
Willkommen zu den aktuellen Markttrends für rostfreien Edelstahl, wo wir bei Damstahl einen Blick auf die dynamische Lage der Branche werfen. Sie erhalten einen Einblick in die aktuellen Marktentwicklungen und wir werden über die Situation in den Bereichen Preisentwicklung, Energie und Transport sowie über die Verfügbarkeit der verschiedenen Produktgruppen sprechen.
Nach einem Quartal und einem weiteren Monat in den Büchern, spüren wir immer noch, dass der Markt im Allgemeinen volatil bleibt und die Unsicherheit über die Zukunft immer noch groß ist, auch wenn die Stimmung in allen Marktbereichen optimistischer wird. Neue Konflikte beeinflussen die geopolitische Lage und machen es noch schwieriger, den Markt für die kommenden Monate vorherzusagen.
Die chinesische Wirtschaft hat sich bislang nicht vollständig erholt, auch wenn die Edelstahlproduktion im März einen beeindruckenden Anstieg verzeichnete (+ 11 % gegenüber dem Vorjahr). Dieser Anstieg ist jedoch nicht auf eine höhere Nachfrage zurückzuführen, sondern vor allem auf wirtschaftliche Ziele, die erreicht werden müssen.
Der Nickelpreis hat in den letzten zwei Monaten einen großen und erwarteten Schritt nach oben gemacht, mit einer kurzen Pause Anfang April. Am 19. April durchbrach Nickel die Marke von 19.000 $/t. Mintec prognostiziert nun einen Aufwärtstrend für die kommenden Monate mit einem Ziel von +23.000 $/Tonne.
Kürzlich haben sowohl die US-amerikanische als auch die britische Regierung neue Sanktionen gegen Russland angekündigt, darunter ein Verbot aus Neuproduktion von Nickel, Aluminium und Kupfer. Dies dürfte die Preise weiter nach oben drängen.
Der neue Chrombenchmarkpreis für Q2/2024 wurde kürzlich mit 1,52 $/lb bekannt gegeben, was einem Anstieg von 5,6% gegenüber dem Preis für Q1/2024 von 1,44 $/lb entspricht. Wie bereits in früheren Markttrends erwähnt, ist dieser Preis aus unserer Sicht schwierig vorherzusagen und wir haben keinen Ausblick auf die weitere Entwicklung.
Der Aufwärtstrend der Chrompreise könnte durch Produktionskürzungen in mehreren Ländern außerhalb Chinas und durch ein saisonales Muster begründet sein.
Ferromolybdän bleibt mit Preisen zwischen 47.000 und 48.600 $/t. relativ stabil. Der allgemeine Trend für diesen Rohstoff zeigt, dass die Nachfrage nach Ferromolybdän aufgrund der höheren Qualitäten, die in China und Indonesien produziert werden, steigt. Da ein Angebotsdefizit erwartet wird, könnten die Preise auf einem hohen, aber stabilen Niveau bleiben.
Mit Beginn der wärmeren Jahreszeit erwarten wir in den kommenden Monaten keinen Anstieg der Energiepreise. Die Erdgaslager sind nach wie vor gut gefüllt und Engpässe sind nicht zu erwarten. Aktuell wird Erdgas mit 31,80 €/MWH gehandelt, was aufgrund der hohen geopolitischen Unsicherheit einen leichten Anstieg bedeutet. Dennoch ist die Nachfrage eher gering, was den Gaspreis unter Druck setzen wird.
Insgesamt zeigt der Markt nach wie vor eine Verlangsamung. Die Spotraten liegen weiterhin unter den Vertragspreisen, was auf Überkapazitäten auf der Angebotsseite hindeutet. Bei leicht sinkenden Transportpreisen und anhaltend hohen Zins-/Leasingkosten wird die Entwicklung und Erneuerung der Flotte hin zu umweltfreundlicheren Fahrzeugen leider nicht gefördert.
Mit den derzeitigen Herausforderungen im Rahmen des Klimas, suchen die Unternehmen nach "sauberem Transport" und einem grünen Profil. Die Ambitionen sind hoch und werden durch EU-Richtlinien unterstützt. Langfristig kann es in diesem Bereich zu Engpässen kommen, wenn sich der Markt dreht und die Nachfrage wieder steigt.
Die Ölpreise scheinen sich in jüngster Zeit stabilisiert zu haben.
Die Huthis setzen ihre Angriffe auf die Seetransporte im Roten Meer fort, die Lage ist daher weiterhin chaotisch und instabil. Die Reeder haben für April Preiserhöhungen angekündigt. Der Rest der Branche zeigte sich skeptisch, da die Nachfrage auf niedrigem Niveau verharrte. Letzte Woche erhielten wir die Information, dass China enorme Kapazitäten auf dem Containermarkt belegt, um Elektroautos von China nach Europa und in die USA zu transportieren. Dies führt nicht nur zu einem Preisanstieg von ca. 400,00 $/Container (40 Fuß), sondern, was noch gravierender ist, zu enormen Problemen bei der Verfügbarkeit von Frachtraum und könnte zu Verzögerungen bei der nächsten Safeguard Quote führen.
In der Luftfracht konnten die Preise auf hohem Niveau gehalten werden. Vor allem Waren aus Bangladesch, Pakistan und Indien wurden in den letzten ein bis zwei Monaten als direkte Folge der Situation im Roten Meer auf Luftfracht umgestellt. Auf diesem Weg kommen die Waren in Dubai an, das ein natürliches Drehkreuz für die Verteilung in Europa ist. Kürzlich wurde die Region jedoch von einem heftigen Sturm heimgesucht.
162,8 Millimeter Regen in nur 30 Stunden. Das entspricht der Niederschlagsmenge eines ganzen Jahres und machte den täglichen Verkehr von und nach Dubai unmöglich.
Das bedeutet noch mehr Druck auf die Verschiffungen über die Transitdrehscheibe Dubai in Form von längeren Durchlaufzeiten und höheren Preisen.
Die Schrottpreise sind nach einer längeren Phase der Stabilität wieder gestiegen. Die Nachfrage nach Schrott zieht weltweit an, was zu einer Stabilisierung der Preise führt. Quellen aus Asien berichten, dass die Beschaffung von Schrott für die Werke schwieriger wird, insbesondere die Suche nach der richtigen Schrottqualität.
Wir möchten noch einmal betonen, dass Schrott eine Schlüsselrolle in der Green Agenda der Edelstahlindustrie spielt und daher mit der Zeit zu einem wichtigen Rohstoff werden wird.
Die Versorgungslage bei Stabstahl ist im Allgemeinen sehr stabil. Bei einigen europäischen Produzenten sind die Lieferzeiten mit ca. 2 - 3 Monaten sehr kurz.
Die Preise und Lieferzeiten außerhalb Europas sind ebenfalls stabil und Bestellungen, die jetzt aufgegeben werden, werden noch vor der Oktoberquote ausgeliefert. Interessant ist, dass die Safeguard-Quote für April nicht in den ersten Tagen voll ausgeschöpft wurde, wie es bei anderen Quoten der Fall war. Dies ist vor allem auf das verspätete Eintreffen der Containerschiffe zurückzuführen.
Bei nahtlosen Rohren ist die Versorgungssituation ebenfalls stabil. Wir sehen relativ kurze Lieferzeiten aus europäischer Produktion, während die Lieferzeiten aus Indien stabil bei 6 - 8 Monaten liegen. Insgesamt gibt es in diesem Produktbereich keine größeren Probleme.
Bei den geschweißten Rohren haben unsere Rohrwerke noch relativ hohe Lagerbestände, was eine gute Verfügbarkeit und kurze Lieferzeiten bedeutet. Wir sehen mehrere Kundensegmente mit guter Aktivität.
Im Juni/Juli-24 könnte es aufgrund der fehlenden Produktion von Coil-Material zu Beeinträchtigungen kommen.
Seit unserem letzten Markttrend im Februar dieses Jahres hat sich in dieser Kategorie viel getan - vor allem in Europa, wo Outokumpu bestreikt wurde und Acerinox sich in der zwölften Streikwoche befindet. Wir sind ein wenig überrascht über die minimalen Auswirkungen, die wir bisher gesehen haben. Alle Logik sprach dafür, dass die Preise deutlich steigen würden, wenn etwa 50% der Produktion in Europa für längere Zeit vom Markt genommen werden. Die Verfügbarkeit ist schwierig, weshalb wir von vielen hören, die ihre offenen Bestellungen verschoben haben und wir erleben wieder Einschränkungen bei der Menge, die wir bei den Werken bestellen können. Wenn alle zu 100 % ausgelastet sind, kann nicht viel passieren, ohne größere Auswirkungen zu verzeichnen. Wir sind sicher, dass wir die Auswirkungen des Produktionsausfalls noch nicht in vollem Umfang zu spüren bekommen haben, da der Streik bei Acerinox anhält, während wir diese Zeilen schreiben.
Die Preise für Fittings und Flansche sind derzeit stabil, ohne nennenswerte Erhöhungen. Die Preise für Rohrformstücke bleiben auf dem gleichen Niveau, während die Preise für Flansche leicht gestiegen sind. Die Verfügbarkeit unserer Standardgüten 4307, 4541, 4404 und 4571 ist gut. Obwohl die Transportzeiten für Artikel aus Asien nach wie vor länger sind, sind unsere Lagerbestände in allen Standardabmessungen zufriedenstellend.
Wir gehen weiterhin davon aus, dass die Preise in den nächsten Wochen und sehr wahrscheinlich bis Juni/Juli dieses Jahres steigen werden. Dafür sprechen folgende Gründe:
Preiserhöhungen sind daher für uns die einzig logische Schlussfolgerung.
Wir befinden uns in einem Markt, in dem alle oder zumindest alle unsere europäischen Kunden und Partner darauf warten, dass die EZB ihren Zinsplan für die nächste Zeit bekannt gibt oder sich bewegt. Wir hören von vielen Marktteilnehmern, dass die Nachfrage vorhanden ist, aber in der Phase, in der wir uns befinden, herrscht eine abwartende Haltung vor. Wenn wir also niedrigere Zinsen und eine niedrigere Inflation sehen, wird das Wachstum in der EU höchstwahrscheinlich wieder anziehen. Dann müssen wir sicherstellen, dass wir genügend Material auf Lager haben, auch im Hinblick auf die Auswirkungen des Produktionsrückgangs bei Outokumpu und Acerinox.